Was passiert, wenn man Proteine ohne Sport zu sich nimmt?

Proteinshakes und Eiweißriegel sind längst nicht mehr nur in Fitnessstudios zu finden. Sie haben ihren Weg in den Alltag vieler Menschen gefunden – auch jener, die keinen Sport treiben. Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn man zusätzliche Proteine konsumiert, ohne zu trainieren? Lohnt sich das überhaupt oder kann es sogar schädlich sein?

Die Protein-Faszination: Warum der Hype?

Als ich letztes Jahr im Supermarkt stand, fiel mir auf, wie viele Produkte mittlerweile mit "High Protein" beworben werden. Von Joghurt über Brot bis hin zu Fertiggerichten – Protein scheint das neue Wundermittel zu sein. Aber warum eigentlich?

Protein ist tatsächlich ein essentieller Nährstoff für unseren Körper. Es dient als Baustein für Muskeln, Enzyme, Hormone und Antikörper. Ohne ausreichend Eiweiß würden grundlegende Körperfunktionen nicht richtig ablaufen. Doch bedeutet mehr automatisch besser?

Was passiert bei Proteinkonsum ohne Sport?

Wenn man Proteinshakes ohne Sport trinkt, kann dies zu einer übermäßigen Proteinzufuhr führen. Der Körper kann überschüssiges Protein nicht speichern und wird es daher als Energiequelle verwenden oder über den Urin ausscheiden, wie Gesundheitsjournal.de berichtet.

Konkret läuft im Körper Folgendes ab:

  1. Verdauung und Aufspaltung: Proteine werden in Aminosäuren zerlegt
  2. Überschüssige Aminosäuren: Werden nicht für Muskelaufbau verwendet
  3. Umwandlung in Energie: Ein Teil wird zur Energiegewinnung genutzt
  4. Ausscheidung: Der Rest wird über die Nieren ausgeschieden

Interessanterweise zeigt eine aktuelle Studie der Universität Pittsburgh, dass bestimmte Aminosäuren wie Leucin in höheren Konzentrationen negative Auswirkungen haben können. Laut der Berliner Morgenpost kann eine Zufuhr von mehr als 22 Prozent der täglichen Kalorien durch Proteine das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöhen.

Potenzielle Risiken einer übermäßigen Proteinzufuhr

Habe ich mir eigentlich geschadet, als ich letzten Monat täglich Proteinshakes trank, obwohl ich wegen einer Verletzung nicht trainieren konnte? Diese Frage stellen sich viele.

Ein hoher Proteinkonsum kann tatsächlich Schattenseiten haben:

  • Belastung für Nieren und Leber: Diese Organe müssen die überschüssigen Proteine verarbeiten
  • Veränderung der Darmflora: Kann zu Verdauungsproblemen führen
  • Risiko für Arteriosklerose: Neuere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen sehr hohem Proteinkonsum und Gefäßablagerungen
  • Akne: Kann durch hormonelle Veränderungen begünstigt werden

Rene Franz vom Bundesinstitut Leistungssport Austria betont laut Heute.at: "Wer zwei oder drei Mal pro Woche ins Fitnesscenter trainieren geht, braucht definitiv kein zusätzliches Proteinprodukt."

Wann kann zusätzliches Protein auch ohne Sport sinnvoll sein?

Es gibt durchaus Situationen, in denen Proteinergänzungen auch ohne sportliche Aktivität Vorteile bieten können:

  1. Bei unzureichender Proteinversorgung: Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihren Proteinbedarf über die normale Ernährung zu decken
  2. Im höheren Alter: Ab 65 Jahren steigt der Proteinbedarf auf etwa 1,0 g pro kg Körpergewicht
  3. Bei Gewichtsreduktion: Protein kann das Sättigungsgefühl fördern und Heißhungerattacken reduzieren
  4. In Regenerationsphasen: Nach Krankheiten oder Operationen

Prof. Dr. Karsten Köhler von der TU München erklärt gegenüber HNA: "Eine proteinreiche Ernährung kann einige Vorteile haben. Zum Beispiel kann sie die Sättigung verbessern oder im Alter den Verlust von Muskelmasse aufhalten."

Wie viel Protein braucht der Körper wirklich?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen unter 65 Jahren etwa 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Für ältere Menschen liegt der Wert bei etwa 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Für eine 70 kg schwere Person bedeutet das:

  • Unter 65 Jahren: etwa 56 g Protein täglich
  • Über 65 Jahren: etwa 70 g Protein täglich

Diese Mengen lassen sich in der Regel problemlos über die normale Ernährung decken. Ein Beispiel aus meinem Alltag: Schon ein Frühstück mit Joghurt und Nüssen, ein Mittagessen mit Hühnchen und ein Abendessen mit Käse oder Hülsenfrüchten liefern ausreichend Protein.

Natürliche Proteinquellen vs. Supplements

Statt zu Proteinpulver zu greifen, können diese natürlichen Lebensmittel den Proteinbedarf decken:

  • Tierische Quellen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte
  • Pflanzliche Quellen: Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte

Natürliche Proteinquellen haben den Vorteil, dass sie neben Protein auch andere wichtige Nährstoffe liefern. Wie ein Ernährungsexperte mir kürzlich erklärte: "Ein Proteinshake enthält isoliertes Eiweiß, während ein Stück Lachs zusätzlich wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe liefert."

Fazit: Braucht man zusätzliches Protein ohne Sport?

Die Antwort lautet für die meisten Menschen: Nein. Eine ausgewogene Ernährung deckt in der Regel den Proteinbedarf vollständig ab. Zusätzliche Proteinprodukte sind ohne sportliche Aktivität selten notwendig und können bei übermäßigem Konsum sogar gesundheitliche Risiken bergen.

Wie bei vielen Ernährungsfragen gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Ein gelegentlicher Proteinriegel schadet nicht, aber eine dauerhafte Überversorgung mit Protein sollte vermieden werden.

Hast du dich schon einmal gefragt, ob du genug Protein zu dir nimmst? Die meisten von uns tun es bereits – ganz ohne spezielle Produkte. Vielleicht ist es an der Zeit, den Fokus von einzelnen "Supernährstoffen" wieder auf eine ausgewogene Gesamternährung zu lenken.

Quellen:

Kommentare